In diesem Artikel:
- Hymer Venture S
- Einmalige, innovative Modellidee
- Aufblasbares Aufstelldach
- Badezimmer
- Stauraum und Arbeitsplatz
- Technische Daten
- Preise
- Wertung
- Fazit
Der Hymer Venture S war einer der Stars des Caravan Salons 2022. Dabei waren nicht wenige skeptisch, ob Hymer tatsächlich die spektakuläre Studie Vision Venture von 2019 in ein bestellbares Serienprodukt verwandeln könnte.
Bernd Thissen
Auf dem Aufstelldach sind serienmäßig drei 115-W-Solarpaneele installiert. Zudem gibt es eine Dachhaube.
Nun ist der Venture S also da und ist nicht nur in der Grundidee, sondern auch in vielen Details erstaunlich nahe dran am damaligen Messeexponat. Freilich blieben auch ein paar Besonderheiten auf der Strecke, wie die fast unsichtbar verbreiterte Front, die aber angesichts der großen technischen Herausforderungen zu wenig Vorteile versprach. Oder der temperaturregulierende Speziallack von BASF, der das ohnehin hochpreisige Fahrzeug nochmals deutlich verteuert hätte.
Alles zur größten Urlaubsmesse Deutschlands
Mehr zuAlles zur größten Urlaubsmesse Deutschlands
Mehr zuAlles zur größten Urlaubsmesse Deutschlands
Hymer Venture S
promobil
Die Innenansicht des Hymer Venture S.
- Grundpreis: ab 225.000 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,45/2,16/3,07 m
- Zul. GesamtgewichT: 4.100 kg
- Gurte/Schlafplätze: 2/2–4
Dafür konnten aber auch noch ganz praktische Verbesserungen mit eingearbeitet werden. Beispielsweise wuchs das Fahrzeug um rund zehn Zentimeter in die Länge. Neben weiteren Optimierungen wurde so zwischen Sitzgruppe und Bad ein raumhoher, 30 Zentimeter breiter Kleiderschrank möglich, der das Stauraumangebot spürbar verbessert. Ein anderes Beispiel sind die Airline-Schienen an der Heckklappe, die mit passenden Trägersystemen bestückt den Transport von Fahrrädern und anderen Sportgeräten ermöglichen.
Einmalige, innovative Modellidee
Der Hymer Venture S ist ein Teilintegrierter, der manche Ansätze aus anderen Reisemobilarten aufgreift und sie zusammen mit eigenen Ideen zu etwas wirklich Neuem verbindet. Ein Beispiel dafür ist die Hecksitzgruppe: Sie gilt als besonders gemütlich und komfortabel.
Bernd Thissen
Zimmer mit Ausblick: Von der Hecksitzgruppe aus hat man eine prächtige Aussicht durch die gebogenen Eckfenster und die Heckklappe.
Der Venture S würzt das Ganze zudem mit einer Extraportion Aussicht und Luftigkeit nach: Die Echtglas-Panoramafenster wölben sich um die hinteren Aufbauecken herum; das große Heckfenster lässt sich weit aufstellen.
Die Heckklappe verwandelt sich geöffnet in eine Veranda, inklusive ausziehbarer Außentreppe. Mit echtem Bambus belegt wird die Klappe zum exklusiven Sonnendeck wie auf einer Luxusyacht. Falls der Sitzgruppentisch im Weg ist, kann er mit ein paar Handgriffen zusammengeklappt, abgesenkt und unter die rechte Bank geschoben werden. Etwa wenn Surfboards im Gang transportiert werden sollen. Dafür gibt es vier Zurrösen am Boden.
Die Wände an der Sitzgruppe und in der Küche sind mit Holzdekor-Paneelen verkleidet, die durch schwarze Aluschienen unterbrochen sind. Diese "Nadelstreifen" sind aber nicht nur für die Optik gut; in den Schienen lassen sich verschiedene Zubehörteile befestigen – ob Haken, Gewürzstreuer oder Ablageschalen in der Küche oder Lautsprecher, Minibeamer und Leinwand in der Sitzgruppe.
Bernd Thissen
Küchenzeile mit antibakterieller Oberfläche. Die Arbeitsfläche kann mittels Schublade und einlegbarem Schneidebrett erweitert werden.
Die Küchenarbeitsplatte ist mit einem speziellen Material belegt, das sich seidig weich anfühlt, aber trotzdem kratzfest ist, Fingerabdrücke verhindert und antibakteriell wirkt. Falls es an Arbeitsfläche mangelt, kann zudem eine stabile Schublade ausgezogen und ein Schneidebrett aufgelegt werden – fertig ist die Winkelküche. Der 115-Liter-Kompressorkühlschrank ist in die Küchenzeile integriert.
Aufblasbares Aufstelldach
Besonders pfiffig: Nach vorn ist die Küche mit der Dachbetttreppe verschachtelt und bietet einiges an Stauraum in größeren und kleineren Fächern. Während bei Campingbussen mit Aufstelldachbett meist eine wenig komfortable Aluleiter erklettert werden muss, steigt man im Hymer Venture S gemessenen Schrittes in die Dachmansarde hinauf.
Bernd Thissen
Die Treppe ins Dachgeschoss ist gleichzeitig Schrankwand mit Staufächern.
Zuvor muss lediglich ein Taster am Kompressor angetippt werden, dann füllen sich die luftmatratzenartigen Wände, und die Dachschale reckt sich in den Himmel. Wer sich übrigens wie Majestix ängstigt, dass ihm plötzlich der Himmel auf den Kopf fallen könnte, dem versichert der Hersteller: Die Wände sind aus extrem stabilem Textilmaterial, ähnlich wie Airbags, aber sollte trotzdem mal ein Leck auftauchen, gibt es zur Sicherheit zwei Luftkammern.
Auch die Matratze im Dachbett hat neben Kaltschaumlagen noch eine Luftkammer integriert. So kann sie per Handy-App gesteuert, weicher oder härter aufgepumpt werden. Die Liegefläche ist üppige 2,10 Meter lang und 1,48 Meter breit. Am Fußende verjüngt sie sich jedoch auf 80 Zentimeter wegen des Treppenaufstiegs. Hier finden sich auch ein Ablagebrett für Brille und Bettlektüre, ein Mehrfachlichtschalter sowie 230-Volt-, 12-Volt-, USB-A- und USB-C-Steckdosen.
Bernd Thissen
In der üppigen Dachmansarde mit großer Lüftungsöffnung ist Platzangst kein Thema.
Am Kopfende des Dachbetts, wo die Kopffreiheit stattliche 1,50 Meter erreicht, gibt es ein großes Folienfenster, das man zum Lüften und Herausschauen öffnen kann. Auch ein Fliegengitter ist vorhanden und zudem eine Thermomatte für den Einsatz im Winter.
Badezimmer
Waschbecken, Spiegel, Kassettentoilette, Fenster und Hängeschrank sind in dem eher kompakten Raum geschickt platziert – zum Duschen ist es aber zu eng.
Bernd Thissen
Per schwenkbarer Waschtischwand und in den Gang ausziehbarer Sanitärraumfront entsteht eine beachtlich geräumige Duschkabine.
Wenn man nach dem Aufstehen die Treppe hinunterschreitet, wartet direkt gegenüber das Bad zum Frischmachen. Darum gibt es einen cleveren, doppelten Umbaumechanismus. Zum einen schwenkt die Waschtischwand über die Toilette, zum anderen lässt sich die Badfrontwand in den Gang ausziehen, sodass sich die Tiefe der Dusche tatsächlich von 41 auf 82 Zentimeter verdopppelt. Eine eigene Duscharmatur und zwei Ablageschalen für Duschgel und Waschlappen vervollständigen die Ausstattung.
Stauraum und Arbeitsplatz
Neben dem Kleiderschrank mit Schuhauszug und der Schublade in der linken Sitztruhe steht über dem Fahrerhaus noch ein großes, offenes Fach mit drei Filzkörben zur Unterbringung von Reiseutensilien bereit.
Bernd Thissen
Digitale Nomaden bedenkt der Hymer Venture S mit einem kleinen Arbeitsplatz am gedrehten Beifahrersitz.
Praktisch ist zudem der schlanke, hohe Schrank zwischen Beifahrersitz und Aufbautür. Im unteren Fach ist der Kompressor für das Aufstelldach installiert. Aus dem oberen lässt sich eine kleine Tischplatte ausklappen als eine Art Minischreibtisch, etwa um schnell mal die E-Mails auf dem Notebook zu checken.
Auf eine Heckgarage muss man wegen des speziellen Modellkonzepts verzichten. Es gibt aber drei kleinere Außenfächer. Das eine rechts hinten ist jedoch von der Fünf-Kilo-Gasflasche belegt, die den Kocher versorgt. Außerdem ist hier der Einfüllstutzen für das Frischwasser integriert. Im Fach links hinten können Zubehörteile untergebracht werden. Zudem ist darin eine Außendusche und der Netzstromanschluss installiert. Das größte Staufach findet sich links hinter einer Schürzenklappe, aber auch hier passen allenfalls Faltcampingmöbel hinein.
Bernd Thissen
Der Hymer Venture S hat zwar keinen Doppelboden, dafür abgesenkte Fächer für Wassertanks und Istallationen.
Der Aufbau ist in der hymer-typischen PUAL-Bauweise konstruiert. Wie bei der verwandten ML-T-Baureihe gibt es keinen Doppelboden, aber abgesenkte, isolierte Fächer für die Wasserinstallationen.
Technische Daten
- Aufbau: Sandwichbauweise, PU-Verstärkungen, außen und innen Alu, Dach/Boden GfK, Innenverkleidung Filz/folierte Paneele, 2 Kunststoff-, 3 Echtglas-/Kunststoffisolierfenster mit Alurahmen, 1 Dachhaube, 1 Ventilator-Dachhaube.
Bernd Thissen
Auf dem Aufstelldach sind serienmäßig drei 115-W-Solarpaneele installiert.
- Ausbau: Möbel aus Sperrholz, Sitzbank ohne Gurte, Tisch 820 x 735 x 720 mm, umgebaute Sitzgruppe 1.850 x 1.000–1.100 mm, Dachbett 2.100 x 800–1.480 mm, Kopffreiheit 670–1.500 mm, Kleiderschrank 285 x 1.125 x 510–605 mm, Sanitärraum mit Kassettentoilette, integrierte Dusche, Küche mit Zweiflammkocher und Kompressorkühlschrank 115 L.
- Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6 D, Frischwassertank 120 L, Abwassertank 100 L, Bordbatterien LiFePO4, 4 x 80 Ah, 3 x 115-W-Solarpaneele, Gasflasche 1 x 5 kg.
- Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 419 CDI, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS, Drehmoment 400 Nm, Neungang-Automatikgetriebe.
- Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6.450 x 2.160 x 3.070 mm, Radstand 3.665 mm, zulässiges Gesamtgewicht 4.100 kg.
Preise
- Grundpreis inkl. Nebenkosten: 225.165 Euro
- Zusatzausstattung:
Metalliclack Quellblau u. 18"-Alufelgen m. AT-Bereifung: 14.490 Euro
Sitzheizung: 720 Euro
elektrische Markise mit Beleuchtung: 1.990 Euro
Fahrradträger (2 Räder): 390 Euro
Standstützen: 395 Euro
Ventilatordachhaube: 450 Euro
Tisch und 2 Stühle passend für Staufach: 490 Euro
Keramik-Toilette: 495 Euro
Toilettenentlüftung: 395 Euro
6- statt 4-kW-Heizung: 580 Euro
Unterflurklimaanlage (1.800 W): 1.990 Euro
Minibeamer u. Leinwand: 1.290 Euro
Soundsystem Fahrerhaus: 850 Euro
Wertung
maximal 5 Punkte
Betten: 3,5
Sitzgruppe: 4
Küche: 3,5
Sanitärräume: 3,5
Möbelbau: 5
Test Wertungen
Betten
Sitzgruppe
Küche
Sanitärraum
Möbelbau
Fazit
Die Mercedes-Sprinter-Basis ist serienmäßig mit fast allem ausgestattet, was die Preisliste hergibt. Trotzdem sind 225.000 Euro für den Hymer Venture S eine stattliche Stange Geld.
Zur Startseite